Gaius Sallustius Crispus

Die Verschwörung des Catilina
De coniuratione Catilinae / Bellum Catilinarium

Das recht kurze Schriftstück war Sallusts erstes Werk als Historiker und das Thema eine innenpolitische Krise, die der Autor – rund 20 Jahre zuvor – selbst miterlebt hatte: Der Putschversuch des Lucius Sergius Catilina im Jahr 63 v.Chr., der in den bellum Catilinarium mündete.

Inhalt

Lucius Sergius Catilina entstammte einer alter Patrizierfamilie. Bis zu seiner Kandidatur für das Konsulat 66 v.Chr. war seine Laufbahn sehr erfolgreich verlaufen. Vorallem die Proskriptionen Sullas, als dessen Handlanger er sich einen (zweifelhaften) Ruf verschafft hatte, und seine Propraetur in der Provinz Africa (ca. 67–66) hatten seine Vermögenlage stark gebessert. Doch seine rücksichtslose Selbstbereichung in Africa brachte ihm bei seiner Rückkehr auch einen Repedunden-Prozess ein, weshalb er 66 v.Chr. nicht zur Kandidatur zugelassen wurde.

Die 1. Verschwörung des Catilina

Ein Rückschlag, den der skrupellose wie ehrgeizige Catilina nicht so einfach hinnehmen wollte: Ende 66 schmiedete er Putschpläne – die sogenannte 1. Catilinarische Verschwörung –, um mit Gewalt das höchste Amt der Republik Rom zu erlangen.
Die gewählten Consulares sollten am 1. Jänner 65 ermordet werden, Catilina und sein Mitverschworener Autronius deren Ämter übernehmen und der eingeweihte Gnaeus Piso mit einem Heer zur Besetzung der spanischen Provinzen entsandt werden. Als der Plan nach außen drang, wurde der Termin um etwa einen Monat verschoben, die vorgesehene Ausführung noch brutaler: Nun sollte gleichzeitig auch die Mehrheit der Senatoren ermordet werden. Aber Catilina gab das Zeichen zum Losschlagen zu früh, zu wenige Verschwörer waren vor der Curie anwesend.
Der Anschlag scheiterte im Ansatz und wurde vertuscht, der Quaestor Gnaeus Piso wurde unter ungeklärten Umständen bei seiner Reise nach Spanien ermordet.

Die (2.) Verschwörung des Catilina

64 v.Chr. unternahm Catilina einen neuerlichen Anlauf, zum consul (für das Jahr 63) gewählt zu werden. Obwohl seine Kandidatur von Crassus und Caesar unterstützt wurde, scheiterte Catilina. Angesichts der radikalen Versprechungen unterstützte die Nobilität einen homo novus: Marcus Tullius Cicero erlangte einen glänzenden Wahlerfolg. Im Jahr darauf versuchte Catilina nochmals auf legalem Weg das höchste Staatsamt zu erlangen. Mit aggressiver Propaganda machte er sich zum Wortführer und Vertreter derer, die verarmt oder immer schon ohne Vermögen gewesen waren und von der (aristokratisch dominierten) Republik nicht profitiert hatten. Dennoch wurde Catilina nicht gewählt.

Also griff Catilina auf die gewalttätigen Pläne zur Machterlangung zurück. Er sammelte in Rom und Italien Gleichgesinnte. Aufruhr, Mord und Brandstiftungen sollten Rom terrorisieren, die amtierenden Konsuln – Marcus Tullius Cicero und Gaius Antonius Hybrida – ermordet werden und ein rasch aufgestelltes Heer von Anhängern die (entmilitarisierte) Hauptstadt besetzen.

Durch Verrat erlangte der amtierende Consul Cicero früh Kenntnis auch von dieser Verschwörung. Am 20. Oktober berichtete er dem Senat von den Vorgängen und geplanten Anschlägen. Daraufhin bevollmächtigte der Senat die Consuln mit Notstandsmaßnahmen:

Daraufhin erfolgte der in bedrohlicher Lage des Staates übliche Senatsbeschluß: »Die Konsuln sollen Sorge tragen, daß dem Staate kein Schaden erwachse.« Die damit ausgesprochene Vollmacht ist nach römischer Verfassung die umfassendste, die einem Beamten vom Senat erteilt wird […]. — Sallust: Verschwörung des Catilina (29; Ü: Ludwig Rumpel)

Den machthungrigen Catilina schreckte das wenig. Die Aufstellung seines Freiwilligen-Heeres erfreute sich regen Zulaufs und auch die Stimmung in den untersten Schichten Roms hielten ihn zuversichtlich.

Als wenige Tage später Unruhen auch Apulien und Capua gemeldet wurden, wurde Catilina als Verursacher dieser Tumulte angezeigt. Catilina gab sich unschuldig und bot sich für eine freie Haft an, d.h. sich unter die Aufsicht eines der führenden Männer Roms zu stellen. Aber niemand wollte sich dafür zur Verfügung stellen.
Anfang November hielt Catilina die Zeit für gekommen, loszuschlagen. Zuvor sollte aber noch Cicero beseitigt werden. Doch der war gewarnt: die Attentäter, die vorgaben, ihn wegen der Morgenbegrüßung aufsuchen zu wollen, wurden abgewiesen.

Mit seiner berühmt gewordenen (1.) Rede gegen Catilina provozierte Cicero am 7. November seinen Gegner im Senat, machte dort Stimmung gegen ihn und brachte vor, was ihn zugetragen wurde. Noch immer waren es unbewiesene Beschuldigungen mit zu geringer Aussagekraft gegen ein Mitglied des Senats.

Als aber Catilina nach Etrurien ins Lager des Gaius Manlius floh, wo das Heer der Aufständischen gesammelt wurde, wurden Catilina und Manlius vom Senat zu "Feinden des Vaterlandes" (hostis) erklärt.

Das Ende der Verschwörung

Anfang Dezember übergab eine Gesandtschaft der Allobroger, die die Verschwörer zum Aufstand gegen Rom aufwiegeln wollten, belastende Briefe der Verschwörer. Daraufhin wurden die in Rom verbliebenen Catilinarier verhaftet und verhört. Der Senat beriet sich über Bestrafung der Täter – Rede des Caesar und des Cato! – und veranlasste schließlich deren Hinrichtung.

Mit Bekanntwerden der Einzelheiten der Verschwörung kippte auch die allgemeine Stimmung im "einfachen Volk". Catilina blieb nur noch sein "Heer". Die Nachricht von der Aufdeckung der Pläne und den Hinrichtungen in Rom führten allerdings dazu, dass sich viele schleunigst "verflüchtigten". Nur der harte Kern seiner Anhänger blieb Catilina. Mit diesem versuchte er ins transalpine Gallien zu entkommen. Das Heer wurde aber bei Pistoria von zwei römischen Heeren gestellt und in einer verbissen geführten Schlacht (gegen die Truppen des Gaius Antonius) besiegt.

Den Catilina selbst fand man weitab von den Seinigen mitten unter den Leichen der Feinde. Er atmete noch ein wenig und zeigte noch in den Mienen den trotzigen Mut, den er im Leben gehabt hatte. Unter der großen Menge ist kein einziger freigeborener Bürger, weder im Treffen noch auf der Flucht, zum Gefangenen gemacht worden. So hatten alle ihr eigenes wie ihrer Feinde Leben gleich wenig geschont. — Sallust: Verschwörung des Catilina (61)

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