Aischylos

Die Eumeniden
Eumenides

458 im Rahmen der Tetralogie Orestie bei den Großen Dionysien aufgeführt – 1. Platz.
Reihenfolge: Agamemnon, Choephoren, Eumeniden, unbekanntes Satyrspiel

Inhalt

Seit der Ermordung seiner Mutter (siehe: Choephoren) von den Erinyen getrieben, erreicht Orestes das Heiligtum des Apollon in Delphi. Der Gott, der ihm die Rache an der Ermordung Agamemons (siehe: Agamemnon) aufgetragen hatte, versucht nun, die Erinyen – sie bilden hier den Chor – von der Verfolgung des Orestes abzubringen.

Chorführerin: Die Muttermörder aus den Häusern treiben wir!
Apollon: Wie, und die Frau [gemeint: Klytaimestra], die ihren Mann [Agamemnon] beiseit geräumt?
Chorführerin: Nicht wär das wahrhaft an verwandtem Blute Mord.
Apollon: […]
Wenn also du den Gattenmördern Freiheit gibst,
Sie weder strafen noch aussähen läßt voll Groll,
Bestreit ich, daß Orestes du mit Recht verfolgst. — Aischylos: Eumeniden 209ff. 219ff. (Ü: Oskar Werner)

Apollons Argumentation hält die Erinyen aber nicht davon ab, weiter ihrer Aufgabe nachzugehen. Apollon rät Orestes nach Athen zu gehen.

Chorführerin: […] Doch ich – mich treibt vergossen Mutterblut – rächend
Verfolg ich diesen Mann und spür ihn jagend auf! [Chor ab]
Apollon: Doch ich will beistehen, will dem Schützling Retter sein. — Aischylos: Eumeniden 230ff.

Auf der Akropolis von Athen erbarmt sich Athene des Gehetzten und beruft ein Geschworenengericht zur Klärung des Falles ein. Während die Erinyen die Anklage vertreten, wird Orestes von Apollon höchstpersönlich verteidigt.

Die Auszählung der richterlichen Stimmsteine bringt ein Unentschieden – Athene hat als letzte ihren Stein offen zugunsten des Angeklagten abgegeben – und damit einen Freispruch erwirkt. Den drohenden Erinyen verheißt die Göttin neue Ehren: als Eumeniden, als "wohlmeinende Göttinnen", werden sie nun mehr von den Menschen verehrt.

Mythos

Die ursprüngliche Version, dass Orestes von den Göttern (nicht von Menschen) "freigesprochen" wird, wurde von Aischylos unter dem Eindruck des Demokratisierungsprozesses in Athen modernisiert: Bürger richten über Bürger – freilich unter der Patronanz der Götter.
Und es gehört zu den Pflichten eines jeden Bürgers, sich (aktiv) um Fragen, die die Gemeinschaft betreffen, zu kümmern; dies ist nicht länger Aufgabe "übergeordneter Instanzen" (Könige, Tyrannen, Adel, ...).

Die Verfolgung des Orestes durch die Erinyen ist Hauptthema in: Euripides' Orestes

Vorgeschichte:

Weiterführende Geschichten: Iphigenie bei den Taurern

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