Playtime – Tatis herrliche Zeiten
Originaltitel: Playtime

Spielfilm, F 1967. Regie: Jacques Tati

Handlung

Der Film beginnt mit einer längeren Szene auf einem Pariser Flughafen und begleitet dann eine Touristengruppe in einen hypermodernen Stadtteil der französischen Hauptstadt. Genau dort – in einem der unzähligen Hochhäuser, die alle samt gleich aussehen – hat Monsieur Hulot einen Termin. Natürlich findet sich Hulot im Bürogebäude nicht zurecht und gelangt auf eine internationale Ausstellung.

Die Handlung folgt Monsieur Hulot und auch jenen amerikanischen Touristen, die eine Rundfahrt "Paris bei Nacht" absolvieren. Einer Szene zum Thema modernes Wohnen – riesige Glasflächen an der Straßenfront der Wohnungen ermöglichen einen genauen Einblick in das Privatleben der Bewohner – folgt ein Besuch in einem neueröffnetem Nobel-Restaurant, dessen (Um)Bau leider noch nicht ganz abgeschlossen ist. …

Kritik

Waren in Mein Onkel das alte und das moderne Stadtviertel praktisch gleichwertig im Bilde, so ist die alte Welt in Playtime praktisch von der Bildfläche verschwunden. Nur ab und zu tauchen ihre Repräsentanten in der neuen Welt auf, zum Beispiel in Person von Straßenhändlern oder als Spiegelung in einem Fenster. Der Einheitsbrei aus monströsen Glas-Stahl-Beton-Bauten hat alles verdrängt, matte Farben und Grautöne überwiegen. Funktionalität statt Individualität. Und nicht nur Paris und Frankreich sind davon betroffen, sondern die ganze Welt: Die Werbeplakate von Mexico und Hawaii "locken" ebenfalls mit grauen Hochhäuser.
Doch bei aller Kritik am modernen Leben und all seinen Widrigkeiten – die Grundstimmung des Films ist positiv. Und so ist auch die Schlussszene ein buntes, lebendiges Bild: ein Kreisverkehr als fröhliches Karussell.

Eine (dramaturgische) Handlung gibt es eigentlich nicht, Tati zeigt uns einfach nur das (etwas überzeichnete) alltägliche, moderne Leben und die – zum Teil etwas überforderten – Menschen darin. Auch die Dialoge bieten keinerlei Dramatik: Das Kauderwelsch verschiedener Sprachen ist eher Hintergrundgeräusch, banale Dialoge und kurze Sätze.

Für diesen Film hat Tati auf tausenden Quadratmetern funktionstüchtige Kulissen der Hochhäuser errichten lassen – »Tativille« – und ging auch sonst an die Grenzen des Machbaren. Die gewaltigen Kosten ruinierte Jacques Tati. Sein gesamtes Vermögen steckte in der Produktion – und der Film war ein kommerzieller Misserfolg. Denn als Playtime nach jahrelanger Arbeit 1968 endlich – in der kostengünstigeren 35mm-Version – in die Kinos kam, war das Interesse an dieser Art von Kritik an der Moderne gering. Und die Hulot-Fans waren enttäuscht, dass die geliebte Hauptfigur hier zum Statisten degradiert wurde.

Erst Jahrzehnte später wurde Playtime von Publikum und Kritik neu entdeckt, nachdem Jérôme Deschamps die Filme seines Onkels Tati erneut in die Kinos gebracht hatte – zum Teil in restaurierten Fassungen.

Tatis Liebe zum (grafischen) Detail und skurrilen Szenen macht den Film immer wieder sehenswert; stets entdeckt man bislang Unbemerktes: Nichts ist "zufällig" im Bild.

Regie: Jacques Tati
Drehbuch
: Jacques Lagrange und Jacques Tati

DVD (Tati-Collection):

Die schön gestaltete Jacques-Tati-Collection beinhaltet alle 4 Kinofilme, die Tati (1907–1982) als Regisseur fertiggestellt hat. (Es fehlen nur: Trafic von 1971 und der Fernsehfilm Parade von 1974)

Und die Kurzfilme:

DVD 2: Playtime – Tatis herrliche Zeiten

Filmlänge:   ca. 119 min.
Ton:   Dolby Digital
Sprachen:   Französisch, Deutsch

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28.5.2005 / 2014

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