Aischylos

Die Schutzflehenden
Hiketides

zw. 466 und 459 als Teil einer Danaidentetralogie bei den Großen Dionysien aufgeführt – Sieg
Reihenfolge der Stücke: Hiketiden, Aigyptioi, Danaiden, Satyrspiel Amymone (thematisch dazugehörig).

Inhalt

Als Zeus einst seine Geliebte Io vor Hera verstecken wollte, verwandelte er das Mädchen in eine Kuh. Seine Gattin bemerkte aber den Betrug und strafte Io mit einer Bremse, die sie durch aller Herren Länder quälend trieb. Erst in Ägypten wurde Io zurückverwandelt und gebar ihren Sohn, der König des Landes wurde.
Einer seiner Nachkommen, Danaos, flüchtet nun mit seinen 50 Töchtern nach Griechenland, weil sich die Mädchen – hier der Chor – einer (Massen)Hochzeit mit ihren Vettern, den 50 Söhnen des Aigyptos, entziehen wollen.

Der argivische König Pelasgos ist vor die schwierige Entscheidung gestellt: Entweder verweigert er den Schutzflehenden das Asyl und missachtet damit göttliches Recht zu missachten; oder er stellt sie unter seinen Schutz und riskiert so einen Krieg mit den mächtigen Aigyptossöhnen, die die Flüchtlinge verfolgen.

König und Volksversammlung stimmen für die rechtmäßige Wahrung des göttlichen Gebots.

Danaos [zum Chor]: Es stimmten die Argeier ohne Schwanken so,
Daß wieder jung vor Freude ward mein greises Herz.
Von ganzen Volkes gehobnen rechten Händen ja
Starrte die Luft, dies zu erheben zum Beschluß:
Mitwohner sollen wir des Landes hier sein und frei,
Geschützt vor Zugriff, vor dem Raub durch irgendwen; […] — Aischylos: Hiketiden 605ff.

Als die Schiffe der Aigyptossöhne landen, um die Danaiden mit Gewalt zurückzuholen, flüchtet Danaos mit den Mädchen zu schützenden Altären. Pelasgos hält Wort und stellt sich dem Herold der Aigyptossöhne und dessen bewaffneten Schergen in den Weg:

Pelasgos: So lautet, was die Volksgemeinschaft eingen Sinns
Beschlossen hat: nie auszuliefern der Gewalt
Die Schar der Frauen. Das ist alles festgemacht,
Nagel- und nietfest, und bleibt unverrückbar stehn. […]
Herold: Es scheint, daß bald wir neuem Krieg entgegengehn;
So falle Sieg und Übermacht den Männern zu!
Pelasgos: Als Männer wahrlich sollt die Bürger dieses Lands
Ihr finden, deren Leibgetränk nicht Gerstensaft! — Aischylos: Hiketiden 942ff.

Mythos

Vorgeschichte:

Weiterer Verlauf der Geschichte:

Die anschließenden Tragödien Aigyptioi und Danaiden – beide leider nicht erhalten – wurden die Danaiden zur Hochzeit mit den Aigyptossöhnen gezwungen, ermorden aber ihre Männer in einer Nacht (Bluthochzeit); nur einer (Lynkeus) wird von seiner Frau (Hypermestra) verschont – siehe Ovid: Briefe der Heroinen (XIV.).

Von Hypermestra und Lynkeus stammt schließlich auch die Zeusgeliebte Danae ab, die Mutter des Perseus – siehe Euripides Fragment Danae.
Eine weitere Danaide, Amymone, wird Poseidons Geliebte – siehe Lukianos Meergöttergespräche (B6)

Die übrigen 48 erhalten auf skurrile Art neue Männer: Danaos veranstaltet ein Wettrennen, bei dem die einlaufenden Männer sich je eine aus den an der Ziellinie aufgestellten Frauen erwählen durften. – siehe Pindar 9. Pythische Ode
Nach der bekannteren Version sterben sie allerdings unvermählt.

Zur Strafe für den Männermord müssen die Danaiden im Hades mit bodenlosen Gefäßen Wasser schöpfen – siehe z.B.: Odyssee.

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