Euripides

Hekabe

425(?) aufgeführt

Inhalt

Von den einst 50 Kindern, die Hekabe ihrem Mann Priamos geboren hatte, sind nach dem Fall Trojas neben Kassandra nur noch Polyxena und der jüngste Sohn Polydoros übriggeblieben, der – ausgestattet mit Reichtümern – zu Priamos’ Gastfreund, dem thrakischen König Polymestor, in Sicherheit gebracht worden war.

An der thrakischen Küste wird die achäische Flotte von Achilleus’ Geist an der Rückfahrt gehindert. Er fordert die Opferung Polyxenas. Hekabe ist schon verschreckt durch einen unglücksverheißenden Traum, als ihr erst der Chor – gefangene Trojanerinnen –, dann Odysseus den Beschluss der Achäer mitteilen.

Odysseus: Ich glaube, Frau, schon weißt du, was das Heer beschloß,
Und welche Meinung siegte; dennoch sag ich es.
Das Volk Achaias fand es gut, Polyxene,
Dein Kind, zu opfern an Achilleus’ hohem Grab.
Ich ward der Jungfrau zum Geleit, zum Führer ihr
Erkoren, und als Ordner dieser Opferung.
Als Opferpriester ist Achilleus’ Sohn bestellt. — Euripides: Hekabe 218ff. (Ü: J.J. Donner)

Odysseus – den Hekabe einst in einer Notlage half – hat Mitgefühl mit ihr, verteidigt aber letztlich die Entscheidung und führt Polyxena zur Hinrichtung.

Hekabe bereitet sich auf die Bestattung Polyxenas vor – Agamemnons Herold Talthybios hat ihr von der Opferung erzählt –, als die nächste Katastrophe über sie hereinbricht.

Dienerin: Ihr Frauen, wo weilt die jammervolle Hekabe,
Die wahrlich alle Männer und der Fraun Geschlecht
Besiegt an Unglück? Ihr entreißt niemand den Kranz [die Siegestrophäe dieses "Wettbewerbes"]! — Euripides: Hekabe 657ff.

Die verhüllte Leiche, die die Dienerin dabei in den Armen hält, ist niemand anders als Hekabes (letzter) Sohn Polydoros. Er wurde tot an den Strand gespült und dort gefunden. Hekabe weiss, dass kein anderer als Polymestor der Mörder sein kann.

Die Untat empört auch Agamemnon, dem sich Hekabe anvertraut. Er selbst kann nichts gegen den thrakischen König – an dessen Küste sie lagern – unternehmen.

Agamemnon: Den Thraker achtet Argos’ Heer für einen Freund,
Für einen Feind den Toten; ist mir dieser lieb,
Dann ist es meine Liebe, nicht des Heeres auch. — Euripides: Hekabe 857ff.

Doch Agamemnon hilft Hekabe, den geldgierigen Polymestor und dessen Söhne ins Lager der gefangenen Trojanerinnen zu locken. Polymestors Söhne werden von Hekabe und den Trojanerinnen getötet, Polymestor selbst die Augen ausgestochen.
Die Blindheit lässt Polymestor noch kurz Künftiges prophezeihen:

Polymestor: Du [Hekabe] stirbst: der Grabeshügel wird nach dir benannt …
Hekabe: Wohl meine Wandlung [ihre Verwandlung in einen Hund] oder was bezeichnet er?
Polymestor: Das Grab der Hündin, Warnmal für die Schiffenden. — Euripides: Hekabe 1270ff.

Auch weissagt er Kassandra und Agamemnons Ermordung durch Klytaimestra. Da befielt Agamomnon, Polymestor auf einer wüsten Insel auszusetzen und die Toten zu bestatten »denn ich spüre schon das Wehen des Windes, welcher uns nach Hause trägt.«

Mythos

Die Geschichte ist auch in Ovids Metamorphosen (13. Buch) nachzulesen.

Mit dem Schicksal der Besiegten (TrojanerInnen) hat sich Euripides auch in seiner Tragödie Die Troerinnen befasst.

Zu Priamos’ Familie: siehe Artikel Priamos und der Trojanische Krieg

Zur Vorgeschichte:

Weiterer Verlauf:

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