Sophokles

Aias

relativ frühes Stück, etwa um 440?

Inhalt

Als Achilleus im Trojanischen Krieg gefallen war, bargen Aias, der Telamonide, und Odysseus seinen Leichnam und seine (von Hephaistos geschaffenen) Waffen. Wegen dieser Waffen gerieten Aias und Odysseus in Streit: Jeder war der Meinung, dass ihm die Waffen zustünden. Der Streit wurde (hier) letztlich von den Heerführern entschieden – zu Gunsten des Odysseus.
Der Telamonide konnte sich mit dieser Niederlage nicht abfinden und plante an den Heerführern blutige Rache zu nehmen. Doch Athene verhinderte den Mordanschlag:

Athene: Ich halte ihn zurück, indem ich irreführende Ideen auf seine Augen werfe, von heilloser Lust, und auf das Kleinvieh lenk’ ich ihn […]. Dort fiel er ein und mordete unter dem Hornvieh […] und bisweilen glaubte er, die zwei Atriden [Agamemnon und Menelaos] zu erschlagen, dann bald den einen, bald den anderen Führer, stürzte sich auf sie. Ich aber trieb den Mann, der ja im Wahnsinnsfieber tobte, an […] — Sophokles: Aias 51ff. (Ü: Rainer Rauthe)

Wieder nüchtern erkennt Aias die Schande seiner Tat:

Aias: Siehst du den Kühnen, den Beherzten,
den Unerschrockenen in hitzigen Kämpfen,
mich, gewaltig mit den Händen gegen ungefährliche Tiere?
Wehe über das Gespött, wie schändlich bin ich behandelt? — Sophokles: Aias 364ff.

Der große Krieger – immer noch erzürnt wegen der Entscheidung im Waffenstreit und gleichzeit beschämt durch seine Tat, die sich rasch im Lager herumspricht – sieht keinen anderen Ausweg, als sich in das Schwert zu stürzen, das einst Hektor ihm zum Gedenken an ihren Zweikampf geschenkt hatte.

Agamemnon und Menelaos wollen dem Toten die Bestattung verweigern. Doch (ausgerechnet) Odysseus ruft die großen Kriegstaten des Telamoniden in Erinnerung und appelliert auch an das göttliche Gebot der Bestattung.

Odysseus: Daher [wegen Aias’ Leistungen] dürfte er nicht zu Recht von dir entehrt werden;
denn damit dürftest du nicht diesen, sondern der Götter Gesetz
zugrunde richten; recht ist’s aber nicht, den edlen Mann,
wenn er tot ist, zu schädigen, auch nicht wenn man gerade haßt. — Sophokles: Aias 1342ff.

Gegen den Willen der Atriden setzen Aias’ Halbbruder Teukros und Odysseus die Bestattung seiner Leiche durch.

Mythos

Homer hat den Waffenstreit und Aias’ Selbstmord nur angedeutet (Odyssee 11,543ff.): Dort fällten trojanische Frauen (wohl Kriegsgefangene) und Pallas Athene den Schiedspruch, in Sophokles’ Tragödie hingegen die Heerführer der Achäer, was Aias’ Zorn und den Selbstmord besser erklärt. Ansonsten hätte der Telamonier allein aus Gram über die Niederlage Selbstmord begangen.

Sophokles’ Version der Ereignisse folgend gestaltete Ovid in seinen Metamorphosen (13,1ff.) das Rededuell zwischen Aias und Odysseus vor den Heerführern. Der Schiedsspruch selbst dürfte von vielen Spätereren als ungerecht empfunden worden sein – jedenfalls von Pindar (N7 und N8) und Platon.

Vorgeschichte:

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