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Krieg im antiken Griechenland

Krieg waren im antiken Griechenland eine (leider) gewohnte Erscheinung der wärmeren Jahreszeiten, die alljährlich an zahlreichen Stellen Hellas' auftraten – jeder für sich schrecklich und oft unter Aufbietung aller Kräfte ausgefochten.
Kriegsgründe gab es viele, die Bereitschaft dazu schien sehr hoch, nicht zuletzt auch weil die führenden Militärs zugleich auch Politiker waren und ein erfolgreich geführter Feldzug Ehre und ein immenses politisches Kapital einbrachte.

Teilnehmer

Je nach Intensität und Dauer wurden weite Teile der männlichen Bevölkerung von den Kriegen direkt betroffen, Frauen nur im Falle der Einnahme ihrer Stadt: Aischylos soll 480 bei Salamis mitgekämpft haben, Sophokles war u.a. 441/39 zusammen mit Perikles Stratege, und Sokrates soll sich beim Kampf vor Delon (424) mit Tapferkeit ausgezeichnet haben. Jeder Bürger war zumindest theoretisch auch Soldat.

Das Aufgebot einer Stadt bestand freilich nur aus einem Teil der Vollbürger - Arbeitskräfte waren in der Antike knapp - und die Auswahl erfolgte sicher durch sehr unterschiedliche Verfahren. In Athen war es beispielsweise ein zeitlang üblich, die Betreffenden nach den Bezirken zu losen.

Ältere und sehr junge Männer blieben üblicherweise zum Schutz der Stadt zurück, sofern das notwendig erschien. Eine Maßnahme, die bereits Homer in der Ilias beschrieben hatte:

[Hektor weist an: …] Daß halbwüchsige Knaben und Greise, ergraut an den Schläfen,
Lagern rings um die Stadt [Troja] auf den gotterrichteten Türmen;
Und von den Frauen soll eine jede bei sich in der Halle
Brennen ein großes Feuer; und dauernd sei eine Wache,
Daß kein Hinterhalt dringt in die Stadt, wenn die Krieger entfernt sind. — Homer, Ilias 8,518ff.

Ursprünglich war der Krieg vorallem eine Angelegenheit des Adels, denn nur der konnte sich die notwendigen Ausgaben für Rüstung, Waffen (und Pferde) leisten. Zumindest war das adelige Aufgebot kriegsentscheidend; der homerischen Darstellung (s. Homer: Ilias) folgend, wurde die Schlacht durch eine Vielzahl von Einzelkämpfern im Kampf Mann gegen Mann geschlagen und entschieden.

Die soziale Stellung entsprach der militärischen – und umgekehrt, denn für die (Mannes)Ausrüstung hatte jeder selbst aufzukommen. Der wirtschaftliche Aufstieg der nicht-adeligen Bevölkerung und die allgemeine Demokratisierung (vorallem in Athen) gingen einher mit den Veränderungen in der Kriegsführung.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. herrschte zu Lande die Phalanx der Hopliten (den Schwerbewaffneten), unterstützt von Leichtbewaffneten, Reiterei u.ä.

Heerführer

Im demokratischen Athen waren die Strategen alljährlich vom Volk gewählte Männer, die man heute als "Politiker" bezeichnen würde. Ihre Ämter betrafen die führenden Angelegenheiten des Stadtstaats, im Kriegsfall hieß das (auch) die Führung des Heeres, die Leitung des Krieges. Strategen waren also (auch!) gleichzeitig Feldherrn.
Ähnliches darf von anderen Stadtstaaten angenommen werden, in denen zusammen mit der Königsherrschaft auch der "ursprüngliche" Kriegsherr abgeschafft worden war. Die früher von Königen wahrgenommenen und/oder geleiteten Aufgabenbereiche der Rechtsprechung, Kriegsführung, Staatsführung, religiösen Führung (Oberpriester) usw. waren in den aristokratischen, oligarischen oder demokratischen Staaten auf mehrere Personen aufgeteilt worden.

In Sparta waren die beiden (erblichen) Könige die Führer über das Heer; den Kern dieses Heeres bildeten die Spartiaten, die Vollbürger Spartas, deren hauptsächlicher Daseinszweck immer mehr der Krieg wurde, während sich die Perioiken (die "Umwohner") um Handel und Wirtschaft kümmerten und die entrechteten Heloten die Landwirtschaft betrieben. Auch eilte den Spartiaten der Ruf voraus, bis zum Tod zu kämpfen und niemals die Waffen zu strecken – man erinnere sich an Leonidas’ Truppe an den Thermophylen (s. Herodot: Historien 7,203ff.). Die Tatsache, dass sich im Sommer 425 zum Erstaunen aller Hellenen (Thukydides: Peloponnesischer Krieg 4,40) gleich 300 Spartiaten (in einer ausweglosen Situation gefangen) den Athenern ergaben, tat dem weithin berühmten Mythos der spartanischen Kampfkraft und Todesverachtung keinen Abbruch.

Söldner

Nach den für die Hellenen erfolgreich verlaufenen Perserkriege (490/480) waren aber nicht nur Spartaner begehrte Söldner, sondern auch Athener und alle anderen Hellenen. Zeitweise dienten ganze Abteilungen und Heere von griechischen Söldner in den Reihen Persischer Statthalter – siehe Xenophon: Anabasis – und ägyptischer Pharaonen. Ähnliches galt freilich auch für hellenische Heerführer.

Kriegsführung

Auch der Seekrieg hatte sich entwickelt: Schiffe dienten nicht länger nur als Transportmittel, sondern waren zu einer militärische Waffe geworden, die dem Kampf auf dem Meer, der Blockade und dem Transport von Soldaten diente. (Hochseetauglich waren die Kriegsschiffe sowenig wie die zivilen, weshalb die Seeruten hauptsächlich in Küstennähe verliefen. Die einbrechende Nacht und schlechtes Wetter verlangten Häfen oder wenigstens sichere Strände.)

Die Eroberung von Städten war recht schwierig. Fiel sie nicht durch Verrat oder im Handstreich, war eine Belagerung notwendig, d.h. man versuchte die Bewohner auszuhungern. Zwar sind ab dem 5. Jahrhundert Belagerungsmaschinen bezeugt, doch es dauerte lange, bis sie auch effektiv waren und das Transportproblem gelöst wurde.

So entschieden meist eine oder mehrere Feld- oder Seeschlachten den betreffenden Konflikt. Wie gesagt: Arbeitskräfte waren "Mangelware" und keine Stadt konnte einen größeren Blutverlust längerfristig verkraften. Stellte sich das feindliche Heer keiner Schlacht, wurde sein Umland geplündert und verwüstet. Da Nahrungsmittel stets knapp waren, bedeuteten solche Ernteverluste einen erheblichen Schaden. (Athen konnte die spartanischen Verwüstungen im peloponnesischen Krieg nur dank der überlegenen Flotte überleben, die Getreideimporte ermöglichte).

Pax Romana

Der Krieg blieb Griechenland und seinen Bewohnern ein Bestandteil des täglichen Lebens: erst untereinander, dann gegen die Makedonen, die Hellas für wenige Jahre (politisch) einten. Nach dem Tode Alexanders bekämpten einander seine Nachfolger, die Diadochen, und schließlich unterwarf Rom (u.a.) die griechische Halbinsel. Diese Unterwerfung – die mit Plünderungen und Demütigungen einhergingen – brachte Hellas jedoch eine längere Friedenszeit. Von römischen Bürgerkriegen abgesehen blieb Griechenland selbst Jahrhunderte lang von Kriegen verschont. Erst das 5. Jahrhundert n. Chr. verwandelte Griechenland wieder in ein blutiges Schlachtfeld.

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