Gaius Iulius Caesar

Der Gallische Krieg
Commentarii de bello gallico

Ursprünglich war dieses Werk als Materialsammlung für ein späteres Geschichtswerk verfasst worden, Kommentare nur, basierend auf den jährlichen Berichten des Prokonsuls Gaius Iulius Caesar an den römischen Senat. Doch 51 v.Chr. hatte sich die römische Innenpolitik bereits dermaßen gegen Caesar entwickelt (Details siehe: Caesar), dass dieser es für opportun hielt, diese "Kommentare" (Buch I–VII) zu veröffentlichen, als Propaganda in eigener Sache.

Der Gallische Krieg sollte den Römern erklären, weshalb er (eigenmächtig) einen Krieg außerhalb des römischen Gebiete geführt und welch große (künftige) Gefahr er damit von Rom abgewandt hat. Gleichzeitig konnte Caesar damit – mit Recht – auf seine hervorragenden Qualitäten als Feldherr und Staatsmann verweisen.

Das 8. Buch mit den Ereignissen der Jahre 51/50 in Gallien stammt von Aulus Hirtius (Konsul 43), einem engen Vertrauten und Mitarbeiter Caesars, und wurde erst nach Caesars Tod publiziert.

Inhalt

Im Jahre 59 hatte sich Caesar – während seines 1. Konsulats – die Statthalterschaft über die Provinzen Gallia Cisalpina, Gallia Transalpina und Illyricum im Range eines Prokonsuls für 5 Jahre gesichert. Dass dies kein ruhiger Job werden würde, war Caesar von vornherein klar; und war von ihm auch nicht gewünscht.

Der helvetische Krieg (58)

Der Stamm der Helvetier hatte sich in den vergangenen Jahren vorbereitet, sein Gebiet zu verlassen. Und der einfachste Weg führte über römisches Gebiet, jenem Teil der Gallia Transalpina, der später offiziell Gallia Narbonesis genannt wurde. Rasch ließ der neue Prokonsul eine Verteidigungslinie errichten und die Rheinbrücke bei Genf abreissen; dann verweigerte Caesar den Helvetiern den Durchzug, um dem sie bei ihm angesucht hatten. Zwar versuchten die Helvetier dennoch bei Genf überzusetzen, doch diente das wohl eher der Prüfung, ob Caesars Weigerung auch militärisch abgesichert war.
Dann änderten die Helvetier ihre Route und versuchten über beschwerlichere Wege ihr Gebiet zu verlassen – ohne römisches Territorium zu verletzen. Damit hätte die Angelegenheit für Rom beendet sein können. Nicht aber für Caesar:

Da erhielt Caesar die Nachricht, dass die Helvetier die Absicht hätten, durch das Land der Sequaner und Haeduer ins Gebiet der Santonen einzuwandern; dieses ist nicht mehr weit entfernt vom Gebiet der Tolosaten, dessen Stamm schon zur Provinz [Gallia Transalpina] gehört. Er erkannte, dass in diesem Fall der Provinz große Gefahr drohen würde, wenn sie eine so kriegerische und den Römern feindlich gesinnte Völkerschaft in einer ganz offenen und getreidereichen Gegend als Nachbarn erhielte. — C. Iulius Caesar: Gallischer Krieg 1,10

Für Iulius Caesar war das Grund genug für einen Präventivkrieg. In aller Eile hob er in der Gallia Cisalpina Legionen aus – obwohl den dortigen Bewohnern das römische Bürgerrecht bislang von Rom verweigert worden war, behandelte ihr Fürsprecher Caesar sie wie Römer. Mit insgesamt fünf Legionen drang Caesar in Gallien ein und verfolgte die Helvetier. Und verkauft (zumindest den Lesern seiner Kommentare) den Kriegszug als Hilfeleistung:

Die Haeduer […] schickten Gesandte an Caesar und baten um Hilfe. Sie hatten sich jederzeit um das römische Volk so große Verdienste erworben, dass man wahrlich nicht ruhig mitansehen konnte, wenn nahe zu vor den Augen unseres Heeres ihre Äcker verwüstet, ihre Kinder in die Sklaverei geführt, ihre Städte erobert würden. — C. Iulius Caesar: Gallischer Krieg 1,11

Auch die Ambarrer und Allobroger sollen als Bittsteller und Opfer von Plünderungen durch die Helvetier an Caesar herangetreten sein.

Daraufhin fasste Caesar den Entschluss, nicht erst zu warten, bis die Helvetier das Hab und Gut seiner Bundesgenossen völlig vernichtet hätten und ins Land des Santonen gekommen wären. — C. Iulius Caesar: Gallischer Krieg 1,11

Nahe der Stadt Bibracte besiegten die römischen Legionen das Aufgebot der Helvetier, die nach ihrer offiziellen Unterwerfung in ihr eben verlassenes Gebiet zur erneuten Ansiedlung geschickt wurden.

Krieg gegen Ariovist (58)

Mit der Beseitigung der helvetischen Bedrohung wäre eigentlich auch der Grund für den eigenmächtigen Kriegszug Caesars in Gallien weggefallen. Aber von seinen (neuen) Bundesgenossen lässt sich Caesar bereitwillig (oder vorgeblich) in einen neuen Krieg verwickeln: Sie bitten ihn um Hilfe gegen den germanischen Fürsten Ariovist, der einst von den Sequanern und Avernern bezahlt wurde, ihnen bei ihrem Ringen um die Oberherrschaft gegen die Haeduer beizustehen. Der einstige Verbündete war den Auftraggebern bald übermächtig geworden und stellte eine dauerhafte Bedrohung für alle keltischen Stämme dar. Caesar konstruierte daraus eine Bedrohung für Rom:

… würden sich diese rohen Barbaren mit der Eroberung von ganz Gallien nicht begnügen, sondern nach dem Beispiel der Kimbern und Teutonen sogar in die Provinz vordringen und von da nach Italien einfallen […]. Dieser Gefahr meinte er [Caesar] unverzüglich vorbeugen zu müssen. Ariovist hatte übrigens so viel Hochmut und Dünkel angenommen, dass er schier unerträglich erschien. — C. Iulius Caesar: Gallischer Krieg 1,33

Auch wenn Caesar betont, dass die Haeduer mehrfach vom römischen Senat als "Brüder und Blutsverwandte" anerkannt wurden – der Titel "hospitium publicum" war unerheblich und mit keinerlei Verpflichtungen verbunden, da Rom kein Interesse an innerkeltischen Angelegenheiten hatte. Schon im Jahre 61 hatten sich die von Ariovist geschlagenen Haeduer vergeblich an Rom gewandt. Hingegen war Ariovist zwei Jahre später – während des Konsulats Caesars – von Rom als "rex et amicus" anerkannt worden, was typisch für die römische Realpolitik war: Wenn der in diesem Gebiet offenbar mächtigste Anrainer ein Freund Roms sein will und Rom selbst kein Interesse an diesem Gebiet hat – warum ihm nicht diesen hübschen Titel zukommen lassen?
Nun aber muss Caesar argumentieren, weshalb er gegen diesen "rex et amicus" Roms in den Krieg zieht. Ariovist hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Das Musterbeispiel für die Rechtfertigung eines grundlosen Krieges fällt daher auch unverhältnismässig lang aus (Gallischer Krieg 1,30–36).

Eroberung Galliens (58–52)

Nach dem Sieg über Ariovist (bei Mühlhausen) führt Caesar seine Truppen nicht auf römisches Territorium zurück, sondern lässt die Legionen Winterquartiere in Gallien beziehen. Für viele Gallier ist dies ein untrügliches Zeichen: Der römische Feldherr hat nicht die Absicht, Gallien zu verlassen und den Galliern zu überlassen. Einige Keltenstämme verbünden sich gegen den Eindringling und geben Caesar den Vorwand (oder Grund) zu einem "Verteidigungskrieg", der schließlich mit der Eroberung ganz Galliens und der Etablierung des Rheins als dauerhafte Grenze endet.

Gallien war von den Schlachten, Erhebungen, Kriegszügen und zuletzt (52) dem großen Aufstand unter Vercingetorix so ausgeblutet und demoralisiert, dass kein keltischer Stamm in der Lage war, den römischen Bürgerkrieg (49–45) auszunutzen. Die antiken Schätzungen über die Verluste der keltischen Bevölkung sind mit ca. 33 % zu hoch gegriffen, aber 15–20 % gelten heute als realistisch.
Auch wirtschaftlich war Gallien am Ende, wenngleich Caesar die Plünderung und Zerstörung von Städten nur vereinzelt zur Abschreckung und Bestrafung eingesetzt hatte. Kaum ein größeres keltisches Heiligtum war von den Römern verschont geblieben, dazu die Tribute und natürlich die reiche Kriegsbeute … es floss so viel keltisches Gold nach Rom, dass der Goldpreis dort merklich nachgab.

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23.3.2005 / 2015

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